Gedenkstätte "Hartmannswillerkopf"
- Link abrufen
- X
- Andere Apps
Bonjour!
Seit gestern Abend stehe ich mit meinem Wohnmobil in Thann
![]() |
Foto:https://www.visit.alsace/de |
in der Nähe des Dreiländerecks Frankreich–Schweiz–Deutschland. Hier erhole ich mich von den bedrückenden und beeindruckenden Impressionen des gestrigen Tages: Ich war am Hartmannswillerkopf, einer 957 Meter hohen Bergkuppe in den Südvogesen. Wegen seiner exponierten und strategisch günstigen Lage war der Berg zwischen Deutschen und Franzosen während des 1. Weltkrieges erbittert umkämpft: 30.000 französische und deutsche Soldaten kamen ums Leben, etwa doppelt so viele wurden verletzt. Die grausamen Kämpfe führten für keine Seite zu einem Ergebnis und stehen heute für die Sinnlosigkeit des Krieges. Seit 1921 steht das Schlachtfeld, einschließlich der Befestigungsanlagen, als „Monument historique“ unter Denkmalschutz.
![]() |
Foto: https://www.memorial-hwk.eu/de/historial |
Am 10. November 2017 weihten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatspräsident Emmanuel Macron ein gemeinsames deutsch-französisches Museum zum Gedenken an die Gefechte ein. Das habe ich gestern besucht.
Das weitläufige Gelände über dem Museum ist ein beklemmendes Freilichtmuseum: Batteriestellungen, Verbindungsgräben,
Gefechtsstände und diverse Unterstände sind im Original erhalten.
An keinem Ort habe ich die
Verzweiflung, die Angst und die Ironie eines Krieges so unmittelbar
erlebt und gefühlt wie in den gut erhaltenen Unterständen und kilometerlange
Schützengräben.
Neben dem Soldatenfriedhof
steht
eine unterirdische Krypta,
umgeben von einem jüdischen, einem katholischen und einem
evangelischen Altar. Eine Massengrabstätte, in der nicht mehr zu
identifizierende deutsche und französische Kriegsteilnehmer
gemeinsam bestattet sind.
Zwischen vielen Inschriften an diesem Grabmal steht auch eine
Gedenktafel der „Deutsch-Französischen Brigade“, der
Armee-Einheit, in der die Urenkel der damals verfeindeten Länder
heute gemeinsam das Kriegshandwerk erlernen.
![]() |
Foto: Focus online I A. Keck |
In dem Museum hat mich der zwanzig Quadratmeter große Webteppich „Pietà for World War I“ von Thomas Bayrle besonders berührt:
"Aus dem namenlosen und entindividualisierten Kollektiv der Toten, das die Pietà in Form der Schädel umtost, schält sich das Paar aus Schädeln deutlich heraus: Mutter und Sohn oder Geliebte und Geliebter, Individuen jedenfalls in der akkumulierten Kraft der Todestrauer.“*
*Einen interessanten Artikel zu Bayrles Kriegsgräberteppich fand ich in der FAZ: „Der Tod, der Webstuhl und die Geliebte“ von Stefan Trinks.
So, das waren meine Eindrücke, soweit ich sie in Worte fassen konnte, vom gestrigen Tag. Am Sonntag werde ich die deutsch-französische Freundschaft beleben und mich mit meiner französischen Freundin Claudine treffen.
![]() |
Foto: Sophie-Hedwig-Gymnasium Diez |
Und
dann geht es wohl weiter gen Griechenland.
- Link abrufen
- X
- Andere Apps