Eisriesenwelt I Burg Hohenwerfen

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Nachdem ich am vergangenen Dienstag viele Stunden quer durch Österreich gefahren bin, landete ich am frühen Abend auf einem Wanderparkplatz in der Nähe von Werfen , 40 km südlich von Salzburg . Als ich mir später auf der Karte meinen Standort genauer anschaute, fand ich fünf Kilometer von mir entfernt ein attraktives Ausflugsziel, die Eisriesenwelt .    Diese gilt mit einer Gesamtlänge von 42 km als die weltweit größte Eishöhle. Bereits die Anreise war ein besonders Erlebnis: Mit einer Seilbahn wurde ich 500 Meter hoch über einen steilen Abhang getragen, dann ging es zu Fuß weiter bis zur Höhle. Im Rahmen einer Gruppenführung habe ich dann die Höhle bewandert: 778 Stufen hoch, 778 Stufen runter.    Mit der Gondel ging es am frühen Nachmittag wieder steil abwärts:  Nach einer kurzen Mittagspause machte ich mich auf den Weg zur Burg Hohenwerfen . Als ehemalige Wehrburg thront sie hoch über dem Salzburger Salzachtal... Foto: https://www.salzburg-burgen.at   D...

Margerita Domenica Marzona I Verzegnis

 

https://en.wikipedia.org/wiki/Verzegnis

Verzegnis. Ein kleines norditalienisches Dörfchen in der Nähe der österreichischen Grenze, rund 150 Kilometer von Venedig - typisch italienisch, verwinkelte, enge Sträßchen.

Einige Tagen fieberte ich - daher meine Grippe? - diesem Ort entgegen. Nun bin ich das zweite Mal hier, bereits 2018 habe ich diesen Ort besucht. Ich fühle mich mit ihm sehr verbunden, denn Verzegnis ist der Geburtsort von Margerita Domenica Marzona, der Mutter meiner Mutter.

Das weiße Haus - Casa Marzona - ist das Geburtshaus meiner Oma

Als ich dort gestern ankam, rief ich als Erstes meine 94-jährige Mutter an, die angesichts meines Besuches des Heimatortes ihrer Mutter sehr berührt war: „Jetzt wäre ich gerne bei Dir“, sagte sie und erzählte mir dann ganz viele Geschichten von ihrer Mutter, die ich bislang nicht kannte:

Familie Marzona 1906

Meine Oma (*11.9.1895) entstammt einer begüterten Familie: Ihr Vater Amadeo war als Ingenieur europaweit bei der Planung und Entstehung von Kanälen und Schleusen beteiligt, so auch beim Bau des Schiffshebewerks Henrichenburg, das die meisten LeserInnen aus dem Ruhrgebiet kennen werden. Kurz nach der Jahrhundertwende brach die Familie ihre Zelte in Italien ab und zog mitten ins Ruhrgebiet, nach Herne.


Man hatte Geld, ein gutes Auskommen, und pflegte weiterhin engen Kontakt zur Heimat. Einmal, weil Amadeo auf seinen Baustellen immer wieder Männer aus seinem Dorf beschäftigte. Und dann reiste seine Frau auch regelmäßig in ihre Heimat. Aus besonderem Grund: Ihre älteste Tochter – meine Oma – hatte ein schweres Knieleiden. Kein Arzt in Deutschland konnte helfen.

Margerita als Teenagerin (12 Jahre, 1907)

In der Nachbarschaft des alten Marzona-Wohnhauses lebte eine Frau, der wundersame Kräfte nachgesagt wurden. Noch immer erinnert man sich im Dorf ihrer, ihr Bildnis hängt an der Wand des Hauses, wo sie früher lebte:

Mehrmals reiste Mutter Rosalie mit Margerita zu dieser Heilerin, aber es half nichts: 1912, da war das Mädchen gerade 17 Jahre jung, musste ihr das rechte Bein oberhalb des Knies amputiert werden.


Später, in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts, verguckte sich Margerita Domenica in den jungen Berglehrling Theodor Dieninghoff, den sie am 18. August 1925 in Münster heiratete.

Kirchliche Trauung am 18.8.1925

Anderthalb Jahre später, 1927, gab es eine richtige Weihnachts-Bescherung: Die erste Tochter kam am 26. Dezember zur Welt, am 5. Februar 1929 wurde meine Mutter geboren. Nach den beiden Töchtern entband meine Oma noch sechs Söhne – incl. einem Drillingspaar.

Oma mit 5 von 8 Kindern. Oben steht meine Mutter

64 Jahre, so jung wie ich jetzt bin, war meine Oma, als sie am 13. März 1959 in meinem Geburtsort Münster verstarb. Sie starb – und das begründet vielleicht meine tiefe Bindung zu ihr – an meinem errechneten Geburtstermin. Um meiner Mutter (und auch mir) die emotionale Kollision – Tod der Mutter, Geburt des Sohnes – zu ersparen, habe ich mich zwei Monate vor dem Termin entbunden.

Acht Stunden war ich gestern Verzegnis unterwegs. Durch alle Gassen des Ortes bin ich gegangen und sicherlich immer wieder mal in den Fußstapfen meiner Oma
getreten. Wie vor fünf Jahren hatte ich auch gestern das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. 

Der Steinkreis vor dem Geburtshaus meiner Oma liegt wohl nicht zufällig dort. In den alten Kulturen ist er das Symbol der Unendlichkeit. Es ist das Werk

"River Stone Ring" des des britischen Land-Art-Künstlers Sir Richard Julian Long  

Neben dem Geburtshaus meiner Oma gibt es in Verzegnis noch eine zweite Attraktion. Direkt vor dem Haus hat der Cousin meiner Mutter, Egidius Marzona, als Besitzer der "größten und bedeutendsten Kunstsammlung zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts weltweit" (Wikipedia), einen Naturpark errichtet.

Laut Carniamusei ist dieses Museum "aufgrund der Qualität der künstlerischen Werke sowie der harmonischen Verschmelzung der bebauten Umgebung mit der umgebenden Natur einzigartig in Italien". 

Carl Andre "Untitled"

 

Die vergangene Nacht verbrachte ich bei geöffneten Hecktüren an einem idyllischen See irgendwo in den Bergen.

Geweckt wurde ich heute Morgen von einer Herde blökender Schafe...





P.S. Ein herzliches Dankeschön 🙏 gilt meiner Schwester Margarethe ("Etha") und meinem Bruder Thomas. Etha sandte mir die oben eingestellten Familienfotos, von Thomas erhielt ich die umfangreiche Familienchronik, die er zum 80. Geburtstag unserer Mutter erstellte. Viele Informationen und Worte sind seinem Skript entliehen.

 

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